"Wirr-Wahr-Wirklichkeit"

Soziales

Stiftung "Kulturarbeit als soziale Therapie" unterstützt das Projekt „"Wirr-Wahr-Wirklichkeit"“

Das Theater Chaosium existiert in Kassel seit 1990 als freies Projekt, in dem Menschen mit und ohne Psychiatrie- und Psychoserfahrungen Theaterproduktionen erarbeiten. In aktuell drei Gruppen wird im Jahresprojekt jeweils ein Stück entwickelt und mit jeweils drei bis sechs Aufführungen in Kassel für ein breites Publikum auf die Bühne gebracht. Bundesweit ist das Theater Chaosium eines der sehr wenigen Häuser, das  kontinuierlich Theaterspielen für Menschen mit und ohne Psychoseerfahrungen anbietet und dabei einen kulturell-emanzipatorischen Ansatz verfolgt.

Im Jahr 2006 wurde dem Projekt der Kulturförderpreis der Stadt Kassel verliehen. Im Jahr 2012 war Chaosium anlässlich der documenta (13) an dem Performance und TV-Projekt der spanischen Künstlerin Dora Garcia beteiligt. 2015 wurde in Kassel zum 2. Mal das Festival „Theaterwahn“ mit großem Erfolg durchgeführt. Die Gruppe wurde zu verschiedenen Festivals in Deutschland und Italien eingeladen.

Eine Stärke der Gruppen liegt in der Vielfalt ihrer besonderen und einzigartigen Persönlichkeiten quer durch alle Altersgruppen (18-70 Jahre alt), die mit einer z.T. jahrelangen Bühnenerfahrung ein hohes Maß an Professionalität mitbringen, ohne dabei ihre Authentizität zu verlieren.

Theaterprojekt „ Wirr-Wahr-Wahrheit “

Gibt es eine absolute Wahrheit, die für alle gilt, wissenschaftlich belegt und unumstößlich oder ändern und relativieren sich Wahrheiten mit der Zeit, mit gesellschaftlichen Phänomenen, neuen Erkenntnissen und neuen Lebensumständen?

Muss oder soll ich immer die Wahrheit sagen, auch auf die Gefahr hin damit andere zu verletzen, zu verärgern oder gar mich selber dadurch in Gefahr zu bringen?

Will ich die Wahrheit eines anderen hören, auch wenn sie nicht meiner eigenen entspricht oder suche ich mir lieber diejenige heraus, die zu mir und meinem Leben passt, konstruiere ich mir lieber eine eigene? Verfüge ich gar über ein ganzes Potpourri an Wahrheiten und wähle die passende für den Moment und Situation heraus?

Wie gehen wir um mit Religionen, Glauben und nicht nachweisbarer Wahrheit? Gibt es Menschen aus denen die Wahrheit spricht auch wenn sie sich widersprechen? Kann ich selbst eine ganz eigene finden und nach ihr leben? Wie wahr sind meine psychostischen Wahrnehmungen und wer will mir das Gegenteil beweisen?

Diesen Fragen im Feld zwischen Wahrnehmung und Wahrheit, Fake-News und radikaler Ehrlichkeit, zwischen relativer und absoluter Wahrheit werden die drei Ensembles des Theater Chaosium, umgeben von stichhaltigen Beweisen und faulen Ausreden, im Lauf des Projektes auf die Spur gehen.  

Vorlagen in Literatur und Film, die sich dem Thema widmen, gibt es reichlich: William Shakespeares „Die Komödie der Irrungen“ , Erich Kästners „Drei Herren im Schnee“, Molieres „Menschenfeind“ oder auch Agatha Christies Kriminalromane könnten als Vorlage zur Stückentwicklung dienen.

Im gemeinsamen Prozess mit der jeweiligen Gruppe wird Material gesichtet, werden Entscheidungen getroffen, werden Szenen und Figuren entwickelt, Texte bearbeitet, geschrieben oder improvisiert, Ideen zum Bühnenbild gesponnen, etc.. In den regelmäßigen wöchentlichen Proben wird daraus jeweils ein Stück entwickelt und zur Aufführung gebracht. An dem Projekt sind insgesamt rund 50 Personen beteiligt.

 

 

Stiftung

Stiftung "Kulturarbeit als soziale Therapie"


Projekt

"Wirr-Wahr-Wirklichkeit"


Förderung

4000 €